love speech

Sprache ist nicht verlässlich. Sie kann sich versprechen. Unvermeidlich produziert sie Missverständnisse und sprachliche Fehlhandlungen. Dennoch kommen wir nicht umhin, täglich mit Sprache zu handeln und das in mehrfacher Hinsicht. Sprache ist zunächst einfach das, was wir tun: Wir sprechen oder schreiben. Während wir sprechen und schreiben jedoch, geben wir Dingen einen Namen, machen wir unwillkürlich Zuschreibungen, stellen Realitäten her und unhintergehbare Verbindlichkeiten. Denn auch ein gebrochenes Versprechen bleibt ein Versprechen. Neben dem, was gesagt oder geschrieben wird, ist auch die Art und Weise von Bedeutung, wie und wo das geschieht. Sprache steht nicht für sich. Sie ist immer auch von ihrem Kontext abhängig.

Es liegt nahe, diese Gradwanderungen der Sprechakte genauer zu betrachten: Bei allen bei "love speech" gezeigten Beiträgen spielt Sprache eine große Rolle, als ob die Komplexität des Visuellen nicht schon genug wäre. So reagieren einige Arbeiten auf unerträgliche politische Aussagen oder versuchen erzählerisch, eine bessere Welt zu schaffen. Manche zeigen die Leere, die durch die Abwesenheit von Sprache entsteht. Andere versuchen, im Bewusstsein ihres möglichen Scheiterns ein Anliegen zu erklären. Viele kombinieren Text und Bild und spielen mit den Bezügen der beiden Ebenen, die sich ergänzen können, sich widersprechen oder haarscharf nicht zueinander passen. Im Wissen um die Fragilität, die Fehlerquellen und die Lügenhaftigkeit alles Sprechen und Schreibens versuchen die gezeigten Arbeiten, genau dies produktiv zu wenden.